Fracking


Fracking - was ist das

Steigende Gaspreise machen die Förderung unkonventioneller Gasvorkommen wie Kohleflözgas oder Schiefergas immer rentabler. Im Vergleich zu Erdgas, das leicht aus sog. Erdgasfallen geborgen werden kann, ist Schiefergas im Gestein gespeichert und kann nur mit Hilfe anspruchsvoller Technologien - der Tiefbohrtechnik namens Fracking (oder auch "Hydraulic Fracturing" genannt) - gewonnen werden. Dabei wird eine Mischung aus Wasser, Sand und verschiedenen Chemikalien mit hohem Druck ins tiefe Bohrloch gepresst. Im Gestein entstehen jetzt Risse - ähnlich wie bei einer Sprengung oder einem Erdbeben - durch die man das Gas absaugen kann. Besorgniserregend ist, dass durch eben diese völlig unkontrollierbaren Risse die im Gestein verbleibenden Chemikalien ins Grundwasser gelangen und somit das Trinkwasser vieler Millionen Menschen vergiften können.

Fracking verspricht Milliardengewinne

In Europa sollen 50 Billionen Kubikmeter dieses im Stein gebundenen Gases tief in der Erde verborgen liegen, ein Großteil davon unter Deutschland. Multi-Konzerne wie Exxon, BNK Petroleum, Mingas und Wintershall sind dabei, ihre Fracking-Claims abzustecken, um möglichst bald die erhofften Milliardengewinne einzustreichen. Mit Fracking - so sagen die Energieunternehmen - lasse sich die Wirtschaft ankurbeln. Auch Arbeitsplätze könnten durch Fracking geschaffen und grüne Energiequellen erschlossen werden. Angesichts von Tausenden Tonnen Chemikalien, die pro Fracking-Vorgang in die Erde gepumpt werden und - wie der amerikanische Fracking-Alltag zeigt - ins Grundwasser und die Umwelt gelangen können, ist die angebliche Umweltfreundlichkeit der neuen Energiequelle nicht nur zweifelhaft, sondern schlichtweg nicht vorhanden.

Fracking in Deutschland

In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind dennoch die ersten Fracking-Genehmigungen erteilt worden. Das Bergamt Niedersachsen beispielsweise genehmigte dem Energiegiganten Exxon bereits im Jahre 2008 erste Bohrungen nach Schiefergas. Da das Bergrecht die Information der Öffentlichkeit nicht vorsieht, wusste kaum jemand Bescheid. So erfuhren Wasserbehörden, Wasserwerke und Bürgervertreter erst aus der Presse, dass im Einzugsbereich der Wasserschutzzone per Fracking nach Gas gesucht wird.

Fracking - ohne Chemikalien geht's nicht

Die sog. Frac-Flüssigkeit (oder Fracking-Flüssigkeit) besteht zu 98 Prozent aus bis zu 20.000 Litern Wasser (pro Fracking-Vorgang), etwas Quarzsand und 0,2 Prozent Chemikalien. Letztere werden benötigt, um die Pumpwege freizuhalten. Ein gewisser Teil der Frac-Flüssigkeit bleibt immer im Boden zurück. Die mengenmäßige Zusammensetzung der Bohrflüssigkeit ist bis dato ein Geheimnis der Öl- und Gasindustrie. Die Konzerne argumentieren laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Veröffentlichung der Inhaltsstoffe den Wettbewerb beeinträchtigen würde. Ein viel triftigerer Grund für die Geheimniskrämerei dürfte hingegen die öffentliche Skepsis gegenüber den betreffenden Chemikalien sein.

Tonnenweise Chemikalien

In Deutschland wurde in der Sendung Monitor eine Liste mit den beim Fracking eingesetzten teilweise hochtoxischen Chemikalien veröffentlicht. Die Frac-Flüssigkeit enthält demnach krebserregende, hormonverändernde und stark wassergefährdende Toxine, nämlich: Tetramethylammoniumchlorid, Petroleumdestillate, Octylphenol und Biozide aus der Gruppe der Isothiazolinone.

Umweltbehörden: Von Fracking keine Ahnung

Das Gefahrenpotential des Frackings ist folglich unüberblickbar. Dazu kommt, dass sich in Deutschland bislang weder das Umweltbundesamt noch ein Umweltministerium mit den Fracking-Risiken beschäftigt haben. Was sich aus der Kombination Wirtschaftsinteressen und Unwissenheit der Bevölkerung für Mensch und Umwelt entwickeln kann, zeigen uns die USA. Dort ist Fracking seit 10 Jahren Alltag.

Umweltbehörde hält sich raus

So wird klar, warum Politiker die Tiefbohrtechnik unterstützen. Nichts ist ihnen lieber, als die derzeit angespannte Wirtschaftslage möglichst weit hinter sich zu lassen. Wenn gleichzeitig jedoch die EPA (Environmental Protection Agency - amerikanische Behörde zum Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit) und andere verantwortliche Behörden schweigen, dann kommt der Verdacht auf, dass Ungutes im Verborgenen stattfindet. Die Business Week schreibt dazu:

Das Bohren nach Gas wird kaum durch die EPA oder andere staatliche oder lokale Behörden überwacht. Diese Behörden haben ihre eigenen Regeln.

Besser spät als nie

Nach 10 Jahren Fracking und zahlreichen vergifteten Trinkwasserbrunnen möchte die EPA nun eine landesweite Untersuchung auf den Weg bringen, um mehr über die vom Fracking ausgehenden Gefahren für die öffentliche Trinkwasserversorgung zu erfahren. Leider wird sich diese Aufgabe als außerordentlich schwierig erweisen, da die Firmen sich weigern, die Inhaltsstoffe der Frac-Flüssigkeit offen zu legen.

Gefahr durch Bohrunfälle

In den betreffenden Gegenden der USA breiten sich die schädlichen Chemikalien jedenfalls bereits auf Grund von Bohrunfällen aus. Bei einem kürzlich erfolgten Unfall gelangten Tausende Liter der Fracking-Flüssigkeit in den Towanda Creek in Bradford County, Pennsylvania. Laut der amerikanischen Nachrichtenagentur AP und dem Nachrichtensender MSNBC versagte die Technik in einer Gasbohrstation der Firma Chesapeake Energy Corp. Die Flüssigkeit, die nicht sofort zurückgehalten werden konnte, breitete sich auf den umliegenden landwirtschaftlich genutzten Feldern und in die angrenzenden Flüsse aus. Die Energiefirma hat schließlich das Leck unter Kontrolle bringen können - fünf Tage, nachdem der Unfall geschehen war.